Nachdem ich mich geouetet habe, war meine Mutter direkt auf der Suche nach professionellen Ansprechpartnern und Hilfe für uns - mich, als trans Kind (gerade 15), aber auch für sie als überfragte Mutter. Zum Glück hat sie dann die „Interdisziplinäre Spezialsprechstunde für Fragen der Geschlechtsidentität im Kindes- und Jugendalter“ gefunden - Zitat von der Website der Charité zu diesem Thema, ich werde die Seite am Ende auch noch verlinken. Ich musste ein paar Monate auf meinen ersten Termin warten, leider weiß ich nicht mehr ganz, wie lange das letztendlich war oder wie es mit aktuellen Wartezeiten aussieht. Als erstes bekommt man eine Beratung, größtenteils aus psychologischer Sicht, bei der auch schon direkt geguckt wird, was für Ziele man in der näheren Zukunft hat (psychologische Hilfe, Endokrinologie, evtl. OPs) und einfach Transsexualität als Diagnose festgehalten wird. Es war einfach für mich super praktisch, dass ich alles in einem hatte. Jeder hat mit diesem ersten Berater quasi schon einen psychologischen Begleiter, den man zwar jetzt nicht mit einem richtigen Therapeuten gleichsetzen kann, aber der bei psychologischen Notfällen hilft und durch halbwegs regelmäßige Termine (alle paar Monate, je nachdem, wie oft man es auch braucht/will) auch einfach ein Bild von deinem Leben hat. Damals war ich in erster Linie wegen psychologischer Hilfe da, da ich damals einfach relativ aufgeschmissen war, was trans zu sein anging (und dazu einige andere psychische Probleme). Mit einer Überweisung von der Charité als namenhafte Klinik bekommt man definitiv schneller Termine bei Therapeuten und es hat allein dadurch schon echt geholfen - auch hier geht es vielleicht nicht von heute auf morgen, aber es ist durchaus besser als ohne diese Überweisung.
Auch durch diese Beratung konnte ich dann, anderthalb Jahre später, zur Endokrinologie auf demselben Campus der Charité überwiesen werden. Dort kann man auch schon hingehen, bevor man aktiv Testosteron anfangen will, um schon mal seine Blutwerte überprüfen zu lassen und zu merken, ob man nicht vielleicht intergeschlechtlich ist, ohne es zu wissen. Dort kommt dann auch wieder der „Berater“ ins Spiel, die die Indikation erstellt haben, die dann in der Endo gebraucht wurde (heißt es für Testo schon Indikation?). Deswegen war da ein Übergang für mich auch sehr einfach.
Die Indikationen und Gutachten kann man dann auch anfragen, wenn es letztendlich um OPs etc. geht. Zwar können die nicht direkt in der Charité gemacht werden und da kriegt man auch keine praktischen Überweisungen, aber wenigstens die Indikation für die Kostenübernahme ist kein Problem mehr (obwohl ich tatsächlich wirklich lange darauf für die Mastek warten musste), ohne noch aktuelle Therapeuten zu finden.
Außerdem lassen sie einen nicht direkt fallen, wenn man 18 wird. Man sollte zwar minderjährig bei Eintritt in das Programm sein, aber durch einen kurzen Antrag an die KV konnte ich auch danach noch bleiben, um z.B. Gutachten zu kriegen und nicht direkt die Endo wechseln zu müssen (obwohl man das beizeiten dann auch durchaus mal tun sollte).
Eine Sache noch zu dem Aspekt der Forschung - am Anfang kann man sich entscheiden, ob man seine Daten für die Forschung freigeben will und diese Entscheidung auch immer ändern. Ich habe das gemacht und man bekommt ein paar Fragen mehr gestellt, teilweise auch ein wenig intimere oder über Geschlechterrollen. Und obwohl man sich manchmal fragt, was das mit dem Geschlecht direkt zu tun haben soll, ist es nicht so, als würden die Mitarbeiter wirklich denken, es würde allzu viel aussagen, mit welchem Spielzeug man als Kind gespielt hat oder ob man masturbiert. Die waren eigentlich immer sehr freundlich und respektvoll, haben ihre eigenen Fragen teilweise belächelt, aber letztendlich geht es dabei natürlich um Erstellung von Statistiken etc., bei denen so etwas für das Verständnis durchaus eine Rolle spielen kann (und wenn auch nur, um zu zeigen, dass bestimmte Dinge nichts über das Geschlecht aussagen müssen). Aber man sollte es natürlich vorher wissen, wenn man sich darauf einlässt.
https://kinder-und-jugendpsychiatrie.charite.de/fuer_patienten_eltern/ambulanzen/interdisziplinaere_spezialsprechstunde_fuer_fragen_der_geschlechtsidentitaet_im_kindes_und_jugendalter/